Der Chefredakteur der Zeitschrift “führen und wirtschaften im Krankenhaus”, Herr Deges, greift die aktuelle Diskussion um den ethischen Aspekt bei der Patientenbehandlung auf, hält aber die Konzentration auf eine rein medizinische Ethik für zu kurz gegriffen.
Er nennt es einen “ethischen Paternalismus” (=autoritäre Bevormundung), wenn sich eine Partikularethik entwickelte, “in der eine Berufsgruppe einer anderen das moralische Koordinatensystem vorgibt”.
Und hier sind wir genau bei unserem seit Jahrzehnten vertretenen Beratungsansatz:
Ethik ist keine Frage einer Berufsgruppe, sondern ein Selbstverständnis eines gesamten Krankenhauses. Ein Krankenhaus befindet sich täglich im Spagat zwischen Ethik und Betriebswirtschaft und muss diesen Balanceakt heil überstehen. Ethik darf nicht zur Sozialromantik verkommen, sondern sollte in jedem Haus aktiv gelebt werden. Die Anreizsysteme für Chefärzte müssen genauso wie die klinischen Behandlungspfade oder der Umgang mit kognitiv eingeschränkten Patienten ethisch überdacht werden. Ethik zeigt sittliche, moralische Handlungswege auf, die in der Gesamtheit “Krankenhaus” zu einem optimalen Ergebnis führen. Es ist und es darf nicht verwerflich sein, wenn es sich hierbei unter anderem auch um ein betribswirtschaftlich tragfähiges gutes Ergebnis handelt.
Keine Berufsgruppe hat den Anspruch auf ethisches Handeln gepachtet.
Soweit teile ich die Einschätzung von Herrn Deges in der f&w vollkommen.
Aber einer Berufsgruppe, nämlich der, die den Patienten und damit den Menchen besonders nahe sind und die mit dem ethischen Nachdenken beginnen, zu unterstellen, sie verfolgten damit einen ethischen Paternalismus, das geht mir dann doch eindeutig zu weit.