“Die Verwaltung” sei immer an allem Schuld, besonders an der Ökonomisierung. Sie gehe pünktlich um vier nach Hause, kritisiere immer nur herum, missgönne dem heilenden und lebensrettenden Arzt seinen eigenen Füllfederhalter und spare dann auch noch das Krankenhaus kaputt. Soweit die Persiflage.
Ärzte setzen jedoch leider häufig aus ihrer Erfahrung mit den kaufmännischen Abteilungen Ökonomisierung mit Sparzwang und Case Mix-Druck gleich.
Diese Definition von Ökonomisierung bedeutet dann reflexartig, dass der Arzt zu unethischem Handeln gezwungen würde, dass Patienten schlecht versorgt würden, unnötig operiert und blutig entlassen würden.
Für den Betriebsrat bedeutet es ebenso emotional intendiert den Verlust von Arbeitsplätzen und damit Mitarbeitermangel.
Für alle ist damit klar: Ökonomisierung ist schlecht und unethisch.
Diese Sicht auf ökonomisches Handeln hat sich in den Bäuchen der Menschen festgesetzt, zementiert durch mediale Inszenierung und mangelnde Wissenstransparenz bei den Krankenhausmitarbeitern.
Sachlich reflektiert ist das nicht.
Denn wer ökonomisch handelt, zeigt seine Verantwortung für den Patienten, für den Mitarbeiter und das Unternehmen!
Deshalb ist es wichtig, immer wieder zu thematisieren:
Ökonomisches Handeln bedeutet, die vorhandenen Ressourcen optimal einzusetzen, um das definierte Ziel bestmöglich zu erreichen.
Das ist ethisch der einzig vertretbare Umgang mit knappen Mitteln.
Ökonomisches Handeln, das Verschwendung behebt und damit Ressourcen frei setzt, die gewinnbringend für die Patientenbehandlung und die Mitarbeiterzufriedenheit eingesetzt werden kann, ist ein ethisches Handeln.
(Sparen um des Sparens Willen oder Sparen um des share holder Willen ist damit nicht gemeint. Dieses Vorgehen ist ebenso kontraproduktiv wie eine falsch verstandene Erlösmaximierung oder ein Brachialausgabenstop)
Damit ist jede Geldverschwendung, die die Umsetzung bester Lösungen verhindert, für den Patienten unethisch!
Damit wird jede Art von Verschwendung unethisch.
Weil diese Verschwendung Geld oder Zeit verschlingt, die dann fehlt, um die bestmögliche Lösung/Behandlung/Qualität zu erreichen.
Weil diese Verschwendung auch die Motivation verschlingt, um über den bestmöglichen Weg nach zu denken.
Weil diese Verschwendung auch die Zeit aufsaugt, die notwendig wäre, um neue Ideen zu entwickeln.
Verschwendung kann vielschichtig sein. Es lohnt sich, über den Begriff und seine weite Bedeutung nachzudenken und im Krankenhaus auf die Suche nach Verschwendung zu gehen. Einen guten Anhalt bietet das Toyota-Produktionssystem, das sich, leicht abstrahiert, gut in seinem Grundgedanken auf unser Arbeiten im Krankenhaus übersetzen läßt.
Verschwendung in diesem Sinne betrifft die Fragen:
– passt Dienstplan und Patientenaufkommen überein?
– wird Material weggeworfen, falsch eingesetzt?
– laufen die Mitarbeiter unnötig?
– laufen mehrere Mitarbeiter zeitgleich?
– können Bewegungen und Positionen praktischer ausgeübt werden?
– muss der Patient unnötig warten? Kommt es zu Patientenstau?
– müssen Mitarbeiter nacharbeiten, weil die Hauptbehandlung nicht sauber ausgeführt wurde?
– wird das Wissen der Mitarbeiter optimal genutzt?
Viele Mitarbeiter investieren viel Zeit in Auswertungen, Fehlermanagement, Qualitätskontrolling: hier lohnt es sich, ebenfalls die “Verschwendung” zu eliminieren, damit Ökonomie wieder den ethischen Stellenwert erhält, der ihr gebührt!