Erfolgsbeteiligung von Ärzten geht auch ethisch

Ich empfehle Prämien ohne Mißtrauen, die ethischen Ansprüchen genügen und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit untermauern.
Seit Jahren rate ich aus ethischen Gründen Krankenhäusern von der Bildung von Profit Centern ab. Seit Jahren versuche ich zu überzeugen und auf die Fehlleitung von monetären Anreizsystemen im Krankenhaus hinzuweisen.
Dass nun die Forderung nach der Abschaffung von Prämien ausgerechnet aus der Ärzteschaft kommt, freut mich sehr. (Auch wenn es ketzerisch klingt, aber in all den Jahren ist uns kein Fall vorgekommen, wo ein Arzt seinen Bonus gespendet oder gar zurückgewiesen hätte. Aber dennoch: für eine positive Erkenntnis ist es nie zu spät.)
Aber es geht nicht generell gegen Prämien: warum nicht eine gute Leistung honorieren?
Aber die Grundlage zur Berechnung der Prämie wird leider häufig ethisch verwerflich angewandt.
In den meisten bekannten Fällen liegt der Bonuszahlung
1. eine Fallzahlensoll, also eine bestimmte Anzahl an behandelten, stationären und ambulanten Patienten zugrunde.
2. Oder die Anzahl bestimmter Operationen
3. oder das Erreichen eines vorgegebenen Case Mix.
Ein Maßstab ist jedoch nur solange sinnvoll, wie ihn der Arzt selber beeinflussen kann.
Und hier liegt das Risiko: in eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Betriebswirtschaft und Medizin kehrt Mißtrauen ein.
+ Wird vielleicht zuviel operiert, nur um die SOLLzahlen und damit den Bonus zu erreichen?
+ wird ein Patient operiert, der auch konservativ hätte behandelt werden können?
+ wird ein Patient stationär aufgenommen, der auch ambulant hätte diagnostiziert werden können?

Wenn schon Prämien, dann empfehle ich eine Prämie, die sich an meßbaren Leistungen zugunsten des Patienten orientiert. Und damit der positiven Mundpropagande und in der Folge auch der Gesamtauslastung des Hauses zugute kommt.
Z.B.
– an der durchschnittlichen Wartedauer in der Ambulanz
– an der Anzahl der Beschwerden/Anzahl Fälle
– an der Planungssicherheit im OP
– an der durchschnittlichen Wartezeit bei den präoperativen Untersuchungen

Prämien ohne Mißtrauen, die ethischen Ansprüchen genügen und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit untermauern: das erscheint derzeit dringend notwendig!